“Warum sollte ich nicht die Beste sein wollen?”

So betitelt das ZEIT MAGAZIN Nr. 3/2023 vom 12.1. das Interview mit Schriftstellerin Ottessa Moshfegh und beschreibt die Szenerie des Interviews folgendermaßen: “Mitte Dezember. Ottessa Moshfegh sitzt in ihrem Wohnzimmer, sie spricht kontrolliert, vor einzelnen Sätzen lässt sie sich viel Zeit. Sie redet so langsam, dass man später, beim Abtippen des Gesprächs, das Tonband problemlos auf anderthalbfache Geschwindigkeit stellen kann. Sie beobachtet ihr Gegenüber genau, gibt selbst durch ihre Mimik wenig preis. Ihre Bewegungen sind grazil, das Lächeln ist warm, ihr Blick auf lässige Art stolz.”

Ich sitze nach diesen Worten gleich etwas aufrechter. Bin aufmerksamer und verspüre den Wunsch nach langsamen Worten. Nach Worten, die mein Gegenüber erreichen, in ihm klingen … das ist das eine.

Doch da gibt es noch etwas: “Warum sollte ich nicht die Beste sein wollen?”. Dieser Satz macht etwas mit mir. Er macht mich traurig. Und wenn ich mich frage warum, dann gibt es ein Durcheinander und viele viele Gedanken und Meinungen dazu. Meinungen, die ich habe und Meinungen, die unser Zeitgeist parat hat. Auch sie toben in mir.

Doch worum geht es wirklich? Was ist die eigentliche Frage, die dieser Satz mir stellt?
FÜR WEN WILLST DU DIE BESTE SEIN?
Natürlich haben sich meine Eltern gefreut, wenn ich die Beste gewesen bin. Natürlich habe ich irgendwie ein Ziel erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Doch ganz ehrlich, das Freuen blieb oft aus. Es war vielmehr ein Loch nach so einem Erfolg.

FÜR WEN WILLST DU DIE BESTE SEIN? Ich bin inzwischen 57 Jahre alt und es ist wirklich an der Zeit, genauer hinzuschauen. das tue ich und immer öfters merke ich, wie es sich anfühlt, wenn die Dinge stimmig sind, wenn es friedlich und still in mir ist, wenn die Dinge gelingen, ohne dass ich dazu große Worte machen muss. Zu mir und zu den Anderen. Dann bin ich die Beste und das ist wunderschön.

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